Jürgen Pfitzner ist CEO von Netmore Deutschland

Jürgen Pfitzner ist CEO von Netmore Deutschland München, 19.08.2020 —- Jürgen Pfitzner ist CEO der kürzlich gegründeten Netmore Deutschland GmbH, einer Tochtergesellschaft der Netmore Group AG. In dieser Funktion leitet er die Geschäfte des IoT-Netzwerkbetreibers und Experten für private 5G-Netze in Deutschland. Pfitzner ist eine renommierte Branchengröße mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Netzwerk, Kommunikation und Infrastruktur und hatte bereits zahlreiche Führungspositionen inne, unter anderem bei Televersa, NETnet und Rapid Link. Zum Start von Netmore in Deutschland erläutert er seine Einschätzung der aktuellen Marktsituation und der künftigen Entwicklung von privaten 5G-Netzen.

Was unterscheidet private 5G-Netze von nicht privaten 5G-Netzen, und welchen Nutzen haben sie für Unternehmen?

Jürgen Pfitzner: Private 5G-Netzwerke, auch Campus-Netzwerke genannt, nutzen im Gegensatz zu öffentlichen 5G-Netzen eine eigene Übertragungsfrequenz, auf die niemand außerhalb des Unternehmens zugreifen kann. Sie sind also keine freigegebene, sondern eine vollständige Ressource, die ausschließlich vom Netzwerkbetreiber gesteuert wird. Das hat eine ganze Reihe von Vorteilen, angefangen bei den niedrigeren Kosten, da keine Data-Buckets von Mobilfunkbetreibern erworben werden müssen. Außerdem garantieren Campus-Netzwerke eine konstant hohe Bandbreite, mit der selbst umfangreiche Datenmengen in Echtzeit übertragen und genutzt werden können. Hinzu kommt: Wegen ihres privaten Charakters sind sie um ein Vielfaches sicherer als öffentliche 5G-Netzwerke. Die verschiedenen Anwendungsprofile wie enhanced Mobile Broadband (eMBB), Ultra Reliable Low Latency Communications (URLLC) und massive Machine Type Communications (mMTC) ermöglichen außerdem eine ideale Übertragungsfrequenz für zahlreiche Szenarien – auch an speziellen Orten, an denen eine gute Abdeckung erforderlich ist.

In welchen Branchen und Szenarien können private 5G-Netze besonders gut eingesetzt werden?

J. P.: Campus-Netzwerke bieten sich vor allem für kleine und mittlere Unternehmen mit hohem Digitalisierungsgrad an, die ihre Produktionsanlagen schnell und unkompliziert vernetzen möchten. Zudem können sie wartungsintensive Produkte, die beim Kunden im Einsatz sind, in Echtzeit überwachen und 5G zur Grundlage komplett neuer Geschäftsmodelle wie Uptime-as-a-Service machen. Auch in Branchen, die eine ultrazuverlässige und -sichere Kommunikation erfordern, sind Campus-Netzwerke ideal. So hat Netmore beispielsweise ein privates Netzwerk für eine internationale Gelddruckerei installiert. Aber auch andere Branchen, die ihre digitalen Angebote erweitern möchten, setzen zunehmend auf private 5G-Netze, zum Beispiel Freizeitparks oder Immobiliengesellschaften, die sie zur Gebäudeüberwachung und -bewirtschaftung einsetzen.

Wo sehen Sie aktuell die größten Hürden für die bundesweite Umsetzung von 5G (öffentlich und privat)?

J. P.: Viele Unternehmen haben leider immer noch keine klar definierte Digitalisierungsstrategie und wissen oft gar nicht um die zahlreichen Vorteile und möglichen Anwendungen für ihre Branche. Stattdessen begegnen viele Unternehmen der Technologie mit Skepsis, weil sie deren großes Potenzial nicht erkennen. Nicht zuletzt verhindern – unbegründete – Sicherheitsbedenken die Auseinandersetzung mit 5G-Campus-Netzen. Deshalb werden wir mittelständische Unternehmen gut beraten und auch Überzeugungsarbeit leisten: 5G ist ein sich stetig entwickelndes Ökosystem mit Geräten und Anwendungen, das enorme Chancen für viele Unternehmen bietet. Der Einsatz dieser Technologie ist essenziell, wenn Deutschland in Sachen Digitalisierung nicht noch weiter zurückfallen möchte.

Warum sollten sich Unternehmen beim Thema private 5G-Netze an Netmore wenden?

J. P.: Wir haben langjährige Erfahrung im Bereich 5G und Netzwerktechnologie sowie starke, langfristige Partnerschaften mit Branchenführern wie Ericsson, Cisco, Nokia, Affirmed Networks, Druid und vielen anderen. Durch Roaming-Abkommen mit über 700 Netzbetreibern in mehr als 190 Ländern können wir zudem sicherstellen, dass bei Bedarf auch öffentliche Netzwerke wie 4G eingebunden werden, falls einige Geräte außerhalb des Campus zum Einsatz kommen sollen. So gewährleisten wir eine spezielle Abdeckung und Kapazität aller Innen- und Außenbereiche in dem vom Kunden geforderten Umfang. Bereits während der Planung zeigen wir proaktiv potenzielle Probleme auf und bieten unseren Kunden mit einem durchgängig erreichbaren Network Operations Centre einhundert Prozent Sicherheit und Kontrolle über ihre Netzwerke.

Wie sieht ihr Vertriebsmodell aus?

J. P.: Netmore entwirft, implementiert und betreibt private Mobilfunknetze; den Vertrieb organisieren wir über lokale Kooperationen. Als strategischer Partner unterstützt uns Warth & Klein Grant Thornton dabei, dem deutschen Mittelstand die Vorteile privater 5G-Netze näherzubringen. Unser regionales Netzwerk aus Installations- und Wartungspartnern werden wir künftig noch stärker erweitern. So können wir als agiler Anbieter individuelle Lösungen direkt vor Ort bei unseren Kunden umsetzen. Dabei kümmern wir uns nicht nur um die Implementierung privater 5G-Netzwerke aus dem Core Network, sondern bieten auch zusätzliche Implementierungsfunktionen, Projektmanagementlösungen und operative Unterstützung sowie die entsprechenden Abrechnungssysteme.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten zwölf Monate?

J. P.: Wir möchten zusätzlich zu unseren bestehenden Kunden drei weitere Campus-Netzwerke aufbauen und erstellen Pipelines für mindestens 20 potenzielle Kunden. Wir sind sehr optimistisch und überzeugt, dass wir das erreichen werden.

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